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AutorenbildMonika Di Benedetto

Mothering-the-mother

Das Wochenbett erhält in unseren Breitengraden leider nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient. Eine Frau muss nach der Geburt möglichst schnell wieder funktionieren, sei es in der Versorgung des Kindes, der Erledigung des Haushaltes, als perfekte Partnerin oder aber auch um möglichst flink wieder im Berufsleben einzusteigen. Andere Kulturen sind uns hier haushoch überlegen. Im Islam beispielsweise sind die ersten 40 Tage nach der Geburt heilig. Die frischgebackene Mutter wird dabei von nahen weiblichen Verwandten umsorgt und betreut und kann sich so von der Geburt erholen und sich ganz ihrem Kindlein widmen.


Dieser Zeitraum ist so wichtig. Wir unterschätzen oft, welche Bedeutung dieser Lebensabschnitt hat. Keine Lebensübergangsphase ist wohl so einschneidend, wie die Mutterschaft. Es entsteht eine Verschiebung der Generationen. Aus der Tochter wird eine Mutter, aus der Mutter eine Grossmutter. Wir tragen plötzlich Verantwortung für ein ganz neues Menschlein. Ein Kind, dessen Charakter und Bedürfnisse wir nicht kennen. Dazu kommen Veränderungen im eigenen Körper dazu, Hormone die unsere Leben nun bestimmen und wir merken, dass unsere Hauptaufgabe im Moment darin liegt, dass wir unser Kind mit Nahrung versorgen. So wie wir hier in der Schweiz unser Leben gestalten, bekommen wir nicht mehr aus dem nächsten Umfeld mit über, was es bedeutet Eltern zu werden. Wir haben keinen unmittelbare Erfahrung damit. Geschwister und Freunde leben in einem eigenen Haushalt und wir haben keinen Bezug mehr zur Grossfamilie, wo wir schon einmal in Berührung mit Neugeborenen oder wachsenden Kindern gekommen sind. Ich habe den Eindruck, dass es wiederum neun Monate braucht, bis jeder in der Familie seinen Platz gefunden hat. Natürlich wird es Tag für Tag einfacher, aber trotzdem ist am Anfang alles sehr herausfordernd.

Aus diesem Grund ist das "Bemuttern der Mutter" so wichtig. In dem die Mutter umsorgt wird, sei es durch Essen, durch schöne Rituale, durch Entlastung in der Hausarbeit, in Aufmerksamkeit und emotionaler Unterstützung, kann sie ihre eigenen Fähigkeiten als Mutter entwickeln. Sie lernt auf ihre Instinkte zu hören und an ihre Kompetenz als Mutter zu glauben. Der Schlafmangel kann ausgeglichen werden, in dem sie sich tagsüber ausruhen kann und durch die Reduktion des Stresses kann sich auch die Milchbildung besser einpendeln. Ich bin überzeugt, dass dadurch auch das Auftreten von Verstimmungen nach der Geburt wesentlich beeinflusst werden kann.

Leider ist es illusorisch, dass diese Aufgaben vollumfänglich durch die frischgebackenen Grossmüttern getragen werden können. Vielleicht möchten sie das nicht oder sind selber noch eingebunden im Berufsleben. Trotzdem sollte man sich schon im Vorfeld gut überleben, wie man das Wochenbett planen möchte, damit man wenigstens einen Teil davon entspannt verbringen kann. So ist es doch vielleicht wertvoller, dass man Unterstützung im Wochenbett bekommt, als fünfzig neue Strampler. Freundinnen können einen Mahlzeitendienst organisieren, Grosseltern können vielleicht Wocheneinkäufe erledigen oder Bekannte können anstatt eines anderen Geschenkes einen Zustupf für eine Wochenbett-Doula geben, so dass hier möglichst eine gute Umsorgung gewährleistet wird. Vielleicht gibt es im Ort auch so etwas wie eine Nachbarschaftshilfe, welche sich beispielsweise um Geschwisterkinder kümmern könnte. Das wäre schön und jeder frischgebackenen Mutter zu wünschen. Eine Caring Community ist so wichtig.



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