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Regretting Motherhood

Autorenbild: Monika Di BenedettoMonika Di Benedetto

Ein Begriff, der erst einmal Unglauben und Entsetzen hervorruft. Ja, ich kann mich noch gut erinnern, dass ich genau diesen Ausdruck auf dem Gesicht meiner Kinder wiederfand, als wir einmal bei einem Spaziergang an einer Büchertauschwand vorbei liefen und ich ein Buch mit eben diesem Titel hervorzog und mir ansah. «Du willst uns gar nicht?», war die erste Reaktion. Es brauchte dann einige Überzeugungsarbeit, um meinen Töchtern – die übrigens meine liebsten Menschen auf der Welt sind und die ich nie hergeben würde – zu erklären, um was es dabei geht.

Mutterschaft ist nämlich nicht immer nur ein Plausch und kuschlige Nachmittage vor dem Cheminéefeuer mit Gesellschaftsspielen und Kakao mit Marshmallows. Zum Glück gibt es viele solche schönen Familienmomente, die unbezahlbar sind. Aber es gibt eben auch die Schattenseiten. Ich bin noch heute dabei mich vom Schlafmanko der ersten Lebensjahre meiner Kinder zu erholen. Ich habe es mal ausgerechnet, ich glaube mir fehlten in der Zeit rund zweitausend Stunden Schlaf. Alleine durch die Winterthur Altstadt zu spazieren und nur zu machen, was ich will, empfinde ich immer noch als unbezahlbaren Luxus. Mutter zu sein, bedeutet – besonders am Anfang – 24 h-Piketteinsatz, also ständige Rufbereitschaft, wunde Brustwarzen, Milchstau, unaufgeräumte Wohnung, um 14 Uhr noch ungeduscht und im Pyjama zu sein. Dann Gefühlschaos, wenn man wieder zur Arbeit muss und das Kind noch gar nicht alleine lassen möchte oder Gefühlschaos, weil man noch nicht wieder zur Arbeit geht und Vollzeithausfrau ist. «Mom Shaming» – egal, was du gerade machst. Es ist sicher entweder zu viel, zu wenig, nicht genug, zu wenig gesund, zu egoistisch oder man ist eine Helikoptermutter. Und dann sitzt man da im ersten Stock seiner Mietwohung und merkt, dass man sich völlig verloren hat. Im besten Fall hat man ein funktionierendes, soziales Netz um sich herum, mit Entlastungsmöglichkeiten und Freundinnen und Freunden, die gerade in einer ähnlichen Situation sind. Und die sozialen Strukturen in der Schweiz sind auch nicht gerade förderlich, immerhin gibt es jetzt vierzehn Wochen Vaterschaftsurlaub. Grossartig, ganz grossartig. Aber ob es sich lohnt, sein Kind in die Kita zu geben, sei erstmal dahin gestellt, oft arbeitest du nur um am Arbeitsmarkt dran zu bleiben und deinen Lohn kannst du zu einem grossen Teil gleich in der Kita abgeben. Da ist es vielleicht doch besser, erstmal zu Hause zu bleiben, aber halt, mit nur einem normalen Lohn kommt man heutzutage auch kaum noch über die Runden und überhaupt geht ja Vollzeitmutter sein heute moralisch auch gar nicht mehr. Dann sollte man sich ja noch um seinen Körper kümmern, attraktiv bleiben, eine gesunder Partnerschaft leben und eine befriedigende Sexualität haben. Dabei möchte man einfach mal in Ruhe seinen Kaffee trinken oder eine heisse Dusche geniessen. Und über das Geburtserlebnis ist man auch noch nicht hinweg.

Und klar, dann gibt es die Moment, wo man einfach nur da sitzt und die Kinder beim Schlafen beobachtet oder gerührt ist über die vielen Liebesbeweise. Bevor dann der nächste Moment des Zweifelns kommt, ob man nicht vielleicht mit dem Ausraster von vorhin, die psychische Gesundheit des Kindes ernsthaft gefährdet hat. Und man fehlt wiedermal bei der Arbeit, weil dieses Mal Kind zwei krank ist und nächste Woche die Schwiegereltern, welche des Kind gehütet und sich dabei angesteckt haben. Und wieder ist man am Organisieren und Rotieren. Das sind die Momente, wo man sich ganz leise fragt, ob das mit dem Mutter werden, wirklich so eine gute Idee war. Das war bei mir der erste Mal der Fall, wo ich am Spitalfenster stand und auf Winterthur runterguckte und mir klar wurde, dass gepflegte Apéros in lauschigen Altstädten für längere Zeit erstmal vorbei war und ich ab sofort verantwortlich für das Leben eines Kindes war. Ziemlich überwältigend, nicht? Denn auch wenn man sich das vorher vielleicht irgendwie bewusst war, geht einem die ganze Tragweite dessen wohl doch erst richtig auf, wenn man in der Situation drin ist.

Doch die gute Nachricht ist, es gibt schon die eine oder andere Möglichkeit, sich das Leben zu vereinfachen und den Druck von einem zu nehmen. Das Tragen beispielsweise, war echt das Beste überhaupt, denn so konnte ich die Kinder in meinen Alltag integrieren und sie nahmen Anteil und waren mit dabei und da war dann plötzlich auch wieder OpenAir Kino am See ein Thema, weil in der Tragehilfe ein ordentliche Portion Schlafsand steckte. Oder aber ich habe es mit geregelten Schlafzeiten die ersten Jahre nicht ganz so ernst genommen, zumindest beim zweiten Kind. Das kam dann automatisch mit Kindergarteneintritt. Und anstatt hundertmal in der Nacht aufzustehen, stand bei uns Familienbett - in immer wechselnden Konstellationen - auf dem Plan. Und da ich nicht gerne am Boden Lego oder Barbie spielte, legten wir zusammen einen Garten an und haben Wände bemalt. Das alles hat viel Spass gemacht.

Vielleicht erkennst du dich in diesem Text an der einen oder anderen Stelle wieder. Und wenn das der Fall ist und du einfach Mal darüber reden möchtest und vorallem eine Auszeit brauchst, dann ist der «Mothers Day» wohl genau das richtige für dich.



 
 
 

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Geburtsverarbeitungskurs

Geburtsverarbeitung ist wichtig. Ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die zum Teil heute noch unter der Geburt leiden, die Jahrzehnte zurück liegt. Sowieso ist die Zeit nach der Geburt extrem sensibel und es bleibt kaum Zeit, sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Deshalb biete ich neu  einen Geburtsverarbeitungskurs an. Warum ein Kurs? Gerade der Austausch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, kann hilfreich sein. Erfahre darüber auch mehr in meinem Blog.

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Ich möchte euch gerne den Kurs für werdende Grosseltern vorstellen. Über die Jahre habe ich Gespräche mit vielen Frauen geführt und oftmals war es das erste Mal, dass diese überhaupt über ihre eigenen Geburtserfahrungen sprechen konnten. Damit diese nicht auf auf die werdende Mutter projiziert werden, geben wir dem Thema im Kurs Raum. Weiter gibt es ein Basiswissen rund um die Geburt und das Wochenbett, Stillen und Bindung, da vieles was in vergangenen Generationen aktuell war, in der Zwischenzeit überholt ist oder  viele Ammenmärchen herumgeistern. Weiter geht es um das Thema "Mothering-the-mother", aber auch darum die eigenen Grenzen und Vorstellungen zu kennen und zu benennen.

Ich freue mich, wenn du mit dabei bist. Selbstverständlich ist auch Einzelbegleitung für (werdende) Grosseltern möglich.

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