Im Grunde genommen ist Angst fürs Überleben notwendig und durchaus nützlich. Verspürt ein Mensch Furcht, kann das beispielsweise dazu dienen, dass er in der Lage ist die Flucht zu ergreifen. Dies passiert aufgrund der Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Angst kann uns also davor schützen in gefährliche Situationen zu geraten. Das ist die gute Nachricht.
Jedoch kann einem Angst auch im Alltag behindern oder gar soweit führen, dass Panikattacken das Leben bestimmen. Dann wird es so richtig unangenehm. Die Gründe für die Ängste sind dabei unterschiedlich und können aufgrund von Erlebtem oder verinnerlichten Glaubenssätzen auftreten und das Leben massiv beeinträchtigen.
Eine bevorstehende Geburt ist etwas, dass bei vielen Frauen Unbehagen oder gar Furcht auslöst. Das ist mit Sicherheit auch darauf zurückzuführen, was wir über Geburten zu hören bekommen. In früheren Jahrhunderten war eine Geburt oft für den Tod von Mutter und Kind verantwortlich. Nicht primär nur die Geburt an und für sich, sondern häufig auch durch Infektionen im Wochenbett aufgrund mangelnder Hygiene. Heute sind diese Gefahren wesentlich geringer, zumindest in unseren Breitengraden, doch die Angst vor der Geburt schwebt immer noch wie ein Damoklesschwert über den Köpfen vieler Frauen. Wir hören viel über Geburten und den damit verbunden Schmerzen. Auch in meinem Umfeld bekam ich schon als Kind zu hören, dass es keinen stärkeren Schmerz gibt, als den Geburtsschmerz. Inzwischen weiss ich, dass das nicht stimmt, da ich eine interessante Karriere als Patientin hinter mir habe und schon mit den vielfältigsten Arten von Schmerzen konfrontiert wurde. Auch wenn meine Geburtsschmerzen heftig waren - dazu muss ich sagen, dass bei mir die Geburt eingeleitet wurde, was also nochmal eine andere Ausgangslage darstellt, gab es Situationen, die bezüglich Schmerzen nochmals next Level waren. Auf den sozialen Medien werden auch gerne Beiträge geteilt, in denen Wehen künstlich simuliert werden, damit auch Männer diese Erfahrung machen können. Das alles beeinflusst unser Denken und da liegt das Problem. Angst findet ganz oft nur im Kopf statt und ist nicht real. Unsere Gedanken beeinflussen somit unser Empfinden und unsere Art, wie wir an eine Situation herangehen. Der Satz, der mein Leben am meisten beeinflusst hat, ist: "Unterschätze nie die Macht der Gedanken". Das hat ein kluger Mann nach meiner zweiten Geburt zu mir gesagt, als ich Angst hatte, erneut eine postpartale Depression zu erleiden. Damit hat er mein Gedankenkarussell in dem Moment gestoppt und ich fiel tatsächlich - wenn auch sicher nicht nur darum - nicht in eine erneute Depression. Tatsächlich habe ich nämlich mit dem Thema "Angst" grosse Erfahrung, da ich selber eine Angst-und Panikstörung habe. Doch in der Zwischenzeit habe ich viele hilfreiche Tools um diese einigermassen unter Kontrolle zu halten und das Wichtigste dabei ist tatsächlich meine Gedanken zu kontrollieren oder in andere Bahnen zu leiten, wenn sie überhand nimmt.
Das Problem bei Angst unter der Geburt ist, dass sie sich negativ auf den Körper auswirkt. Wir verspannen uns durch die Angst und die Atmung ist oberflächlich, schnell und wir nehmen zu wenig Sauerstoff auf. Es entsteht also ein Angst-Schmerzkreislauf, denn es dringend zu unterbrechen gilt. Denn wenn wir uns verspannen, werden die Schmerzen automatisch als stärker empfunden und eine schlechte Aufnahme von Sauerstoff kann sich auf den kindlichen Organismus auswirken.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich dringend, sich schon während der Schwangerschaft damit zu beschäftigen, was einem denn Angst macht, was man gegen diese Angst tun kann und was man braucht um sich zu entspannen. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung für eine schmerzfreiere und schöne Geburt. Und die gibt es! Ich durfte in der Zwischenzeit glücklicherweise einige dieser wunderbaren Geburten miterleben und ich wünsche dir, dass du auch zu denen gehörst, die das so erfahren dürfen. Also nimm einfach einen Schritt nach dem anderen und zerbrich dir nicht den Kopf mit Sorgen über die Zukunft, die so vermutlich gar nicht in dem Rahmen eintreten.
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