Jährlich findet am 17. November der Tag der Frühgeborenen statt. Frühgeburtlichkeit ist etwas, dass für mich emotional lange ein schwieriges Thema war. Beide meiner Kinder waren nach der Geburt auf der Neonatologie. Aurelia - meine ältere Tochter - kam zwar nur zwei Wochen zu früh auf die Welt, hatte aber Anpassungsschwierigkeiten nach der Geburt. Nach einer schwierigen Schwangerschaft und mit mehreren Fehlgeburten vor der Schwangerschaft mit Aurelia, war das Vertrauen in meinen Körper auf ein Minimum gesunken und heimlich hatte ich das Gefühl, dass Aurelia ausserhalb vielleicht besser versorgt gewesen wäre. In der Realität war mir natürlich klar, dass dies ein Trugschluss ist, aber das kleine Teufelchen auf meiner Schulter hat mir immer wieder das Gegenteil eingeredet. Es war eine ganz schwierige Zeit für mich und hat mich emotional stark an meine Grenzen gebracht.
Meine zweite Tochter Olivia kam dann tatsächlich fünf Wochen zu früh auf die Welt. Auch diese Schwangerschaft war alles andere als lustig, ich konnte sie aber trotzdem wesentlich besser meistern, da ich mir Unterstützung von allen Seiten holte. Leider wusste ich damals noch nichts von Doulas, dass wäre in der Tat genau das gewesen, was ich gebraucht hätte. Auch die Geburt habe ich viel besser erlebt, wenn es auch ein geplanter Kaiserschnitt war. Aber im Gegensatz zur ersten Geburt wurde ich in die Entscheide mit einbezogen. Das ist an und für sich einer der wichtigsten Faktoren zu einer gut erlebten Geburt. Danach konnte ich Olivia aber die ersten drei Tage nicht mal berühren. Das ist unglaublich hart auszuhalten, denn jede Mutter weiss, dass man sich kaum von einem Neugeborenen trennen kann. Es war auch sehr herausfordernd das alles zu organisieren, denn wir hatten ja auch noch ein Kleinkind zu Hause und ich war nach dem Kaiserschnitt körperlich geschwächt. Wir haben uns dann so organisiert, dass entweder ich oder mein Ex-Mann so viel Zeit wie möglich im Spital bei Olivia verbringen konnten. Ich kann mich gut erinnern, dass es zu der Zeit so geschneit hat und auch der Weg dorthin war eine Herausforderung, denn ich hasse es im Schnee zu fahren. Nach knapp drei Wochen durften wir Olivia dann nach Hause holen und endlich richtig kennenlernen.
Was mich die Zeit besonders gelernt hat ist, dass drei Dinge nach einer Frühgeburt sehr wichtig sind: das Wochenbett muss in irgendeiner Form nachgeholt werden und Stillen und Tragen können sehr viel gut machen. Zum ersten Punkt war das bei uns so, dass wenige Wochen nach der Geburt aufgrund einer Krankheit ein weiterer Spitalaufenthalt mit Olivia nötig war. In der Zeit konnte ich mich nochmals erholen und nur mit ihr kuscheln und ich wurde mit Essen verwöhnt. Das hat mir sehr gut getan, aber ich denke, es wäre noch schöner, wenn sich dieses zu Hause organisieren liesse.
Ich habe Olivia schlussendlich sehr lange gestillt und das war zu Beginn ein wahrer Kampf, der sich aber gelohnt hat. Ich habe in der Zeit Blut und Wasser geschwitzt und war kurz vor dem Aufgeben, aber als es dann endlich geklappt hat, war es wunderbar, denn dadurch habe ich wieder Vertrauen in meinen Körper gewonnen. Genauso wichtig war das Tragen für uns und es ist nicht zu unterschätzen, wie dadurch ein bisschen die fehlende Zeit im Bauch nachgeholt werden kann.
Es stimmt mich sehr zuversichtlich, dass die Forschung heute sehr viel Fokus auf eine adäquate Betreuung von Frühchen legt und hier bereits grosse Fortschritte gemacht wurden. Es wurde anerkannt, wie wichtig das Bonding ist und insbesondere auch der nahe Kontakt zu der Mutter bzw. den Eltern. Dazu empfehle ich gerne diese Doku vom Schweizer Fernsehen.
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